Vertical Farming

Innovative Lösungen in der Landwirtschaft

von Malin Tegethoff
© iStock
Bei all den möglichen Fragen, die wir uns über die Zukunft stellen können, möchten wir uns auf die Ernährung fokussieren. Was werden wir essen und wie kann die Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung der Zukunft aussehen? 
Vom 30.07.2024

Hintergrund

„Die kulinarische Zukunft liegt in der Vielfalt“, mit diesem Zitat von der Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrendforscherin Hanni Rützler beginnt der Food Report 2024. Offenheit für Vielfalt als Grundlage für eine innovative und gesicherte Lebensmittelversorgung. Bei steigenden Bevölkerungszahlen sinkt die für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehende Ackerfläche. Diese ist ohnehin begrenzt und nimmt durch Faktoren wie Urbanisierung, Erosionen und Wüstenausbreitung immer weiter ab.

Der Anteil der Erdoberfläche, der für Landwirtschaft genutzt wird, liegt nur bei etwa 3%. Von diesem Anteil werden 71% der Fläche für die Futtermittelproduktion der Nutztierhaltung verwendet und nur etwa 18% (0,5% der gesamten Erdoberfläche) wird zur Nahrungsmittelversorgung der Menschen genutzt. Flächen sind also eine wertvolle Ressource. Der Klimawandel verstärkt die Unsicherheit in der Lebensmittelversorgung noch weiter. Ernteausfälle aufgrund von Extremwetterereignissen sind ein allgegenwertiges Risiko. Monokulturen, Pestizide, Wasserknappheit und Überweidung reduzieren die fruchtbaren Böden. Aus diesem Grund gewinnt nicht nur die Frage, was wir auf den Tellern haben an Bedeutung, sondern auch, wie es produziert wurde.

Regalsystem mit Kresse
© Nula Farms

Hoch hinaus im Nutzpflanzenanbau

Vertical Farming, also vertikale Landwirtschaft sieht die Lösung in der technischen Innovation: Pflanzenanbau unter den effizientesten Bedingungen. In Indoor Farmen können auf wenig Fläche das ganze Jahr über große Mengen an Lebensmitteln erzeugt werden. Durch diese platzsparende Methode kann die Produktion wieder näher an die Konsument*innen gebracht werden, was die klimaschädlichen Transportwege reduziert. Außerdem werden Böden und Umwelt geschont, da keine Pestizide eingesetzt werden. Auch der Wassereinsatz ist um circa 95% geringer als in der konventionellen Produktion.

Wie funktioniert´s?

Das Feld um 90 Grad drehen. So beschreiben die beiden Startup-Gründer Jannis und Leon (siehe Foto unten), wie sie beim Vertical Farming ihre Fläche nutzen. 2022 haben sie nula farms gegründet, damals waren sie noch Studenten an der Hochschule Bielefeld. Ihr Ziel ist es, Anbaumodule zu einem erschwinglichen Preis zu entwickeln und so die innovative Technik des Vertical Farmings fest in der Gesellschaft zu etablieren.

Die von ihnen entwickelten Regalsysteme können überall eingesetzt werden: in der Schulmensa, im Restaurant oder der Betriebskantine. Der kontrollierte Anbau macht es Nutzer*innen leicht, ihre eigenen Zutaten anzubauen. Das automatische Bewässerungssystem und die spezielle Beleuchtung schaffen die idealen Bedingungen für das Wachstum der Keimlinge. So kann mit geringem Aufwand und innerhalb weniger Tage ein qualitativ hochwertiges und standardisiertes Ergebnis erzeugt werden.

Bei nula farms werden sowohl die Regalsysteme für den vertikalen Anbau als auch die erzeugten Kräuter und Pflanzen vertrieben. Aktuell werden vor allem Microgreens angebaut, also junge, essbare Pflanzen, die aus den Samen von Gemüse und Kräutern gezogen werden. Diese sind eine konzentrierte Quelle von Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien. Das Sortiment bei nula farms wächst stetig und ist vielseitig einsetzbar. Auf den Tellern steigern sie das Volumen der Gerichte und machen sich gut als dekoratives Topping oder spannende geschmackliche Ergänzung.

Die verfügbaren Microgreens-Sorten umfassen unter anderem rote Kohlrabi, Pak Choi, Brokkoli und klassische Kresse. Darüber hinaus sind weitere Pflanzen in der Erprobungsphase und in Kürze erhältlich.

Wachsende Lösungen

Nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben ist für nula farms eine Herzensangelegenheit. Sie wollen Landwirtschaft neu denken und regionale Lösungen für globale Probleme schaffen. Die Zukunft der Lebensmittelproduktion braucht Offenheit für innovative Ansätze und vertical farming ist einer der vielversprechendsten Hoffnungsträger, in Bezug auf die Sicherung der Nahrungsmittelverfügbarkeit.

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