Puten auf der Wiese

Meierhof Rassfeld: 

von Malin Tegethoff
© Meierhof Rassfeld
Wir waren bei unserem Local Eater Partner zu Besuch und haben uns eine innovative Putenaufzucht aus der Nähe angesehen.
Vom 15.07.2024

Leben mit der Natur als Grundlage

Seit 1964 werden auf dem Meierhof Puten gehalten. Die Natur und die Tiere sind die Lebensgrundlage des Betriebes, deshalb ist es für die Betreibenden klar, dass sie Nachhaltigkeit leben und verantwortungsvoll mit Tier und Natur umgehen.

Familie Haver-Rassfeld
© Meierhof Rassfeld

Geschichte und Generationen

Den Hof, den Familie Rassfeld heute bewirtschaftet, gibt es schätzungsweise bereits seit ungefähr Tausend Jahren. Das erste Dokument, das über den Hof vorliegt, stammt aus dem Jahre 1088. Vor 40 Jahren hat Friedrich Haver-Rassfeld den Hof übernommen und leitet ihn jetzt in der 34. Generation; eine Übergabe an seinen Sohn Thedel steht in den nächsten Jahren bevor.

So individuell wie möglich

Während in der Vergangenheit verschiedene Tierarten gehalten wurden, liegt der Fokus nun auf Geflügel. Jeweils 5.000 Mastplätze für Puten und Hähnchen stehen zur Verfügung. Die Aufzucht erfolgt nach einem speziell ausgeklügelten System. Seit 1964 werden auf dem Meierhof Puten gehalten, und seitdem wächst die Expertise auf diesem Gebiet stetig. Das Stallsystem besteht aus mobilen Elementen mit verschiedenen Spezialanfertigungen, die an die Bedürfnisse der Tiere angepasst wurden. So ist der Futterautomat individuell maßgeschneidert und auch die Futtermischung ist eine eigene Kreation. Das Rezept dafür haben die Puten selbst entschieden. Die verschiedenen Bestandteile, also Weizen, Roggen und Soja wurden ihnen in gleichen Anteilen zur Verfügung gestellt. Dann wurde nach einiger Zeit gemessen, welche Sorten am meisten gefressen wurden. Daraus hat sich das spezifische Meierhof-Futter entwickelt, das überwiegend aus regionalem Getreide stammt. 

Stressfreie Aufzucht

Wenn die Küken der englischen und französisch-kanadischen Rasse einen Tag nachdem sie geschlüpft sind auf dem Hof ankommen, kommen sie in den ersten Aufzuchtsstall. Der Steppenlaufvogel kommt ursprünglich aus Amerika und ist dort ein trockenes, warmes Klima und Sand unter den Füßen gewohnt. Diese Bedingungen werden im Stall in Gütersloh weitgehend nachgestellt. Unter dem Einstreu aus Hobelspänen befindet sich eine Fußbodenheizung, die gemeinsam mit Heizstrahlern den Raum auf etwa 30 Grad heizt. Mit der Zeit wird die Temperatur nach und nach heruntergefahren, sodass die Tiere, wenn sie nach drei Wochen den Stall wechseln keine Probleme mit einer zu großen Umstellung haben. Die Tiere sind sehr sensibel und selbst kleine Veränderungen können großen Stress bedeuten. So wird während der Aufzucht nie gleichzeitig die Futtermischung und der Stall geändert. Den Puten wird mit Rücksicht begegnet und sie bekommen die Möglichkeit, zunächst mit einer Veränderung auf einmal zurechtzukommen. 

Bevor die Puten dann mit etwa 6 Monaten geschlachtet werden verbringen sie jeweils einige Zeit in verschiedenen Stallbereichen. Auf den Sand unter den Füßen, folgt das antiseptische Einstreu mit Hobelspänen und dann Stroh sowie bereits die ersten Außenklimareize und die letzte Station ist das Tunnelstallsystem, das auf einer weitläufigen Freifläche steht. Die Tiere verbringen dort die letzten vier Monate ihres Lebens und können frei entscheiden, wo sie sich aufhalten wollen. 

Auf den 15 Hektar wachsen Bäume, die zum einen den Tieren Schutz vor Sonne und Raubvögeln bieten und zum anderen Brennmaterial für die Biomassenheizung darstellen. Jeder Pute stehen zwischen 8 und 14 Quadratmeter Platz zur Verfügung, zudem sind ihre Schnäbel nicht kurumpiert, also gestutzt, da es aufgrund der großen Fläche und der Stressvermeidung kaum Konflikte zwischen den Tieren gibt.

Kükenaufzucht
© Meierhof Rassfeld

Tierwohlorientierte Schlachtung

Geschlachtet wird immer einmal am Anfang der Woche auf dem eigenen Gelände. Die Hennen etwa zwei Wochen eher als die Hähne. Ihr Fleisch ist zarter und hat eine feinere Fettmamorierung. Die Tiere werden von den ohnehin bekannten Mitarbeitenden möglichst behutsam eingefangen und werden zur wenigen Metern entfernten Schlachthalle transportiert. Diese funktioniert autark und macht die Just-in-Time Schlachtung möglich. Im Gebäude wurde bläuliche Beleuchtung eingebaut, da Puten nicht in der Lage sind, die Farbe blau zu sehen. Für sie ist es in der Schlachterei also dunkel. Dadurch werden sie nicht zu stark gestresst und vor der Tötung zunächst elektrisch betäubt.

Je nach Rasse weisen die Tiere zum Zeitpunkt der Schlachtung ein Gewicht von 8-14 Kilogramm auf. Die 600 bis 700 Puten in jeder Herde werden über einen Zeitraum von etwa drei Wochen hinweg geschlachtet und gehen anschließend direkt in die Vermarktung. Die Frischware vom Meierhof ist innerhalb von 7 Tagen zu verbrauchen; vakuumiert ist das Fleisch bis zu 14 Tage haltbar.

Auf dem Hof spürt man, dass sich die Menschen auf dem Hof bemühen ihre Achtung vor dem Tier zu leben und die besten Bedingungen zu schaffen. In diesem Sinne wurde sich im Jahr 2014 dazu entschlossen eine Neuland-Zertifizierung anzustreben. Das älteste Tierschutzlabel Deutschlands fokussiert sich auf die Zertifizierung von Fleisch und zeichnet somit Produktionsunternehmen, Fleischereien und Gastronomiebetriebe aus.

Die Besonderheit dieses Siegels ist die Integration der Dimensionen Tier, Umwelt und Mensch. Als einzige Zertifizierung deutschlandweit prüft Neuland auch wie es den Menschen geht, die mit den Tieren arbeiten. Außerdem sind auch die Betriebe der Elterntiere zertifiziert, sodass das Tierwohl ganzheitlich mitgedacht wird. Der Meierhof Rassfeld ist aktuell der einzige Betrieb in der Putenhaltung, der die Vorgaben des Siegels, die zum Teil höher sind also bei Bio-Zertifizierungen, erfüllt.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ganzheitliches Aufzuchtkonzept, mit dem Tierwohl im Vordergrund
  • Neuland zertifiziert
  • Familienbetrieb seit 35 Generationen
  • Durch Stressreduzierung im Zucht- und Schlachtprozess bleibt das Fleisch besonders zart
  • Schlachtgewicht zwischen 8-14 kg
  • Kein prophylaktischer Antibiotikumeinsatz
Puten auf der Wiese
© Meierhof Rassfeld
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Malin Tegethoff
Content Management
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