Menschen als Menschen sehen
Unsere grundlegenden Rollenbilder entstehen wie andere Überzeugungen auch in frühester Kindheit. Sie werden angereichert mit Erfahrungen, die wir selbst machen, sowie durch gesellschaftliche Sichtweisen. Durch unsere Rollenbilder haben wir nicht nur Erwartungen an andere, sondern wir wollen ihnen auch selbst gerecht werden -
durchaus herausfordernd, wenn man z.B. gleichzeitig Chef ist und selbst eine Chefin bzw. einen Chef hat. Auch unsere Rollenbilder sind uns nicht immer bewusst und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln.
Streng genommen machen wir Menschen durch das Überstülpen eines oder mehrerer Rollenbilder zu Objekten. Wir machen sie zu Objekten unserer Ziele und Absichten. Es ist nicht mehr der Mensch, das Subjekt, das vor uns steht und unseren Erwartungen entsprechen soll, sondern die Rolle. Eine gute Mutter macht das nicht und Führungskräfte sind auch keine Menschen, sondern Führungskräfte.
Die Zeit, unsere eigenen Rollenspiele zu erkennen, nehmen wir uns natürlich nicht. So einfach lässt uns unser Verstand da auch nicht hin, würden wir doch eventuell das
- aus seiner Sicht - funktionale Schubladensystem in Frage stellen.
Wenn wir Menschen wieder als Subjekte - als Menschen - sehen, erkennen wir auch ihren Wert, unabhängig von den Rollen, die sie spielen. Das hat auch etwas mit (Menschen-)Würde zu tun.
In der Gastronomie geht es um so viel mehr als nur ums Essen. Zwar gibt es auch gastronomische Konzepte, die darauf ausgelegt sind, den Hunger bzw. den Appetit zu
stillen. In der Regel geht es aber um die menschliche Begegnung. Daher sollte es auch in unserem wirtschaftlichen Interesse liegen, einen Begegnungsort für Menschen zu schaffen - für Gäste und Mitarbeitende gleichermaßen und in ihrer bunten Vielfalt.
Ich wünsche Ihnen wundervolle Begegnungen mit Menschen.
"Wir Menschen sind perfekt, nur unsere Absichten sind es nicht immer."