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Ein schwarzer Tag für die Gastronomie?

05-12-2023

Aufgrund der Corona-Einschränkungen hatte die Bundesregierung den vollen Steuersatz von 19 % auf den ermäßigten Steuersatz von 7 % gesenkt. Die Differenz von 12 % war als Subvention für die Gastronomie gedacht, um die Verluste aus den Corona-Einschränkungen etwas zu kompensieren.

Die meisten Gastronom*innen hatten wohl darauf gehofft, dass diese befristete Senkung nie wieder zurückgenommen wird. Sie vertrauten dabei auch auf die öffentliche Aussage des Bundeskanzlers zu dem Thema. Nun ist es aber anders gekommen.

Betroffen sind die Betriebe, die ihre Speisen mit Service an den Gast bringen („Full Service“). Im Außer-Haus-Geschäft („Quick Service“) galt ohnehin immer der ermäßigte Steuersatz und gilt auch weiterhin. Insofern ist eine Botschaft wie „Schwarzer Tag für die Gastronomie in Deutschland“ nur eine mögliche Sichtweise. Vermutlich sieht man das in Quick-Service-Betrieben gelassen bis hin zu begeistert in der Hoffnung, dass die Menschen aufgrund zu erwartender Preissteigerungen weniger Essen gehen und sich häufiger etwas nach Hause bestellen.

Mir ist bewusst, dass die Situation für viele gastronomische Betriebe nicht einfach ist. Hohe Energiekosten, die Personalsituation, der höhere Wareneinsatz und nun auch der Wegfall der Steuerermäßigung sind herausfordernd. Als Food Service Großhandel sind wir von Veränderungen im Gästeverhalten natürlich auch betroffen. Ich frage mich nur, wohin die Sichtweise „Schwarzer Tag für die Gastronomie...“ führen soll. Zum Erkennen neuer Möglichkeiten? Wohl kaum.

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831) entwickelte ein Erkenntnismodell, das auch als „Hegelsche Dialektik“ bekannt geworden ist. Dem Modell folgend gibt es zu jeder „These“ auch eine „Antithese“, also einen gegensätzlichen Standpunkt. Als „Synthese“ bezeichnete Hegel dabei einen dritten Standpunkt, der quasi ein verbindendes Element zwischen These und Antithese darstellt. Die Synthese ermöglicht neue Sicht- und Handlungsweisen.

Dem „Schwarzen Tag“ (These) im Full Service könnte ein „Guter Tag“ (Antithese) im Quick Service gegenüber stehen. Für mich scheint „Weiterentwicklung“ ein möglicher Standpunkt - eine Synthese - zu sein.

Die Gastronomie wird sich ganz sicher weiterentwickeln, davon bin ich überzeugt. Im Widerstand gegen die Veränderungen zu sein, lässt die Herausforderungen nur noch größer erscheinen. Sich als Opfer der Politik zu fühlen, ist ungünstig. denn der Opferstandpunkt ermöglicht keine neuen Sichtweisen und Handlungsoptionen. Im Gegenteil - das Gefühl von Machtlosigkeit stellt sich ein.

Wir stehen ebenfalls vor großen Herausforderungen, auch mit direkten finanziellen Folgen. Allen voran ist die deutliche Mauterhöhung ab dem 01.12.2023 zu nennen. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam die Chancen, die in jeder Veränderung liegen, erkennen und nutzen werden.

André Schell
Geschäftsführung & Vertriebsleitung
 

 

Bilder iStock, Windmann

"Auf alten Standpunkten sind keine neuen Ergebnisse möglich."

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