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Speiseplan mit Zukunft: Planetary Health Diet

10-11-2022

Im Jahr 2050 wird unser Planet schätzungsweise 10 Milliarden Menschen nähren müssen. Eine utopische Vorstellung, in einer Zeit, in der ausgebeutelte Ökosysteme bereits spürbar an ihre Grenzen stoßen. Wie kann uns eine Ernährungswende gelingen, die die nachhaltige Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung sicherstellt? Internationale Wissenschaftler*innen der EAT-Lancet Kommission formulieren 2019 mit der Planetary Health Diet eine Antwort auf diese Frage. Dahinter verbirgt sich ein wissenschaftlich fundierter Speiseplan, der die Gesundheit von Mensch und Erde schützen kann. Auch in der Gastronomie formt dieser Ernährungsplan neue Konzepte.

 

Globale Ernährungswende - Ein Rahmen

Die Planetary Health Diet ist nicht als strenger Ernährungsplan, sondern als Referenzrahmen für eine gesundheitsfördernde und umweltfreundliche Ernährung zu verstehen. Pflanzenbasiert ist das große Stichwort. Dabei muss sich jedoch keine*r zwingend vegetarisch oder vegan ernähren. Die Empfehlungen entsprechen vielmehr einem Ernährungsstil, der häufig als flexitarisch betitelt wird. Die Basis bilden dabei unverarbeitete Lebensmittel, wie Gemüse, Getreide, Nüsse und Hülsenfrüchte, die in Maßen durch Fleisch, Fisch und Molkereiprodukte ergänzt werden können. Im Vergleich zum heutigen Konsum müssen vor allem rotes Fleisch und Zucker stark reduziert werden.

Konkret sieht eine Ernährung nach den Prinzipien der Planetary Health Diet so aus: 

LebensmittelEmpfohlene Menge pro Tag (in g)Kalorienaufnahme pro Tag  (in kcal)
Kohlenhydrate  
Vollkorngetreide232811
Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln, Maniok)50 (0-100)39
Gemüse300 (200-600)78
Obst200 (100-300)126
Proteinquellen  
Rind-, Lamm- oder Schweinefleisch14 (0-28)30
Geflügel29 (0-58)62
Eier13 (0-25)19
Fisch28 (0-100)40
Hülsenfrüchte75 (0-100)284
Nüsse50 (0-75)291

Milchprodukte 

(Vollmilch oder aus dieser Menge hergestellte Produkte)

250 (0-500)153
Fette  

Ungesättigte Fette 

(Oliven-, Raps-, Sonnenblumen-, Soja-, Erdnuss-, Traubenkernöl)

40 (20-80)354

Gesättigte Fette

(Palmöl, Schmalz, Talg)

11,8 (0-11,8)96
Zugesetzter Zucker  
Alle Süßungsmittel31 (0-31)120

Die Tabelle bezieht sich auf einen durchschnittlichen Kalorienbedarf von 2500 kcal, der dem eines aktiven, erwachsenen Mannes entspricht. Quelle: EAT-Lancet Kommission

 

In dieser Tabelle sind für viele Lebensmittel umwelt- und gesundheitsverträgliche Spannen (in Klammern) angegeben, um die „Planetary Health Diet“ flexibel und für jeden Menschen, mit seinen individuellen Vorlieben und kulturellen Traditionen, umsetzbar zu gestalten. Trotzdem ist und bleibt die Planetary Health Diet ein Modell, das für manche Regionen der Welt kaum realisierbar ist. In afrikanischen Ländern wird derzeit beispielsweise ein Siebenfaches der empfohlenen Menge an stärkereichen Pflanzen konsumiert. Vor allem die geographische Lage und begrenzte finanzielle Mittel tragen zu diesem Essverhalten bei. Dies zeigt, dass es keine „Ernährung für Alle“ geben kann. Vielmehr liegt die Aufgabe darin, sich den Ernährungsempfehlungen im Rahmen der eigenen Möglichkeit anzunähern. Im weltweiten Vergleich haben wir als Europäer*innen mit viel fruchtbarem Land und weit ausgebauten Infrastrukturen besonders vorteilhafte Voraussetzungen, die uns umfangreiche Möglichkeiten eröffnen.

Wie eine Umsetzung auf dem Teller tatsächlich aussehen kann, erfahren Sie im begleitenden Kochbuch Eat good – Das Kochbuch, das die Welt verändert.

Übrigens: Der englische Begriff „Diet“ klingt zwar nach „Diät“, hat aber mit Abnehmen wenig zu tun. Übersetzt ins Deutsche bedeutet „Diet“ in diesem Kontext eher „Ernährung“ oder „Kost“.

 

Das Planetary Health Konzept in der Praxis

Spannend wird es, wenn wissenschaftliche Konzepte auf die Realität der Praxis treffen. Wie erste Beispiele zeigen, scheint dies im Falle der Planetary Health Diet zu funktionieren.

Unter der Kampagne „Planetary Health Mensa“ zeichnet ProVeg Food Services Studierendenwerke aus, die ihr Verpflegungskonzept engagiert an die Kriterien der Planetary Health Diet anpassen – und das mit Erfolg. In diesem Jahr wurden sieben Standorte gewürdigt, die damit als Inspiration für die gesamte Branche dienen. Erfahren Sie über den folgenden Link mehr darüber, wie die Studierendenwerke die praktische Umsetzung gestalten und was Studierende und Gäste von diesem Kurswechsel halten. 

Mehr zu Planetary Health Mensa

 

Und auch in der Individualgastronomie gibt es erste Vorreiter*innen. Das Restaurant „Ursprung“ im Dussmann-Haus in Berlin ist bekannt für seine experimentelle Küche und begreift sich als treibende Kraft der Ernährungswende. Das gesamte Menü ist nach den Regeln der Planetary Health Diet ausgerichtet und setzt damit einen besonderen Fokus auf Zukunftstauglichkeit.

Mehr zum Planetary Health Restaurant

 

Noch nicht genug für Ihren Geschmack? Für weitere Informationen und Anregungen zur Planetary Health Diet können wir Ihnen ein kurzes Video in der Mediathek des Ersten empfehlen.

zUM vIDEO
Bild: iStock

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